Arthur Braun: Ein Magier?

13.: Das Buch

Ein Problem hatten wir aber noch: Mein "Buch der Magie" fehlte mir nach wie vor. Simone meinte, sie hätte es für ihre Mutter aus meiner Wohnung holen sollen, diese habe sich aber dann doch entschlossen, dies selbst zu tun. Dafür muß sie mit ihren magischen Kräften das Schloß meiner Wohnungstür gelöst haben, was nach meinen Erfahrungen gar nicht so leicht war. Sie als erfahrene Magierin dürfte damit allerdings keine großen Probleme gehabt haben. Also, sie mußte in meine Wohnung eingebrochen sein und dann das Buch gesucht haben. Dabei hatte sie wahrscheinlich auch meinen Schreibtisch in die schon vorher erwähnte Unordnung gebracht. Das Buch hatte sie schließlich im Regal gefunden und mitgenommen, um mich nicht mehr an meine magische Vergangenheit zu erinnern. Oder wollte sie am Schreibtisch meine "Abschlußbestätigung" der Schule finden, um auch diese zu entfernen? Das wird sich wohl nie mehr klären lassen. Simone hatte schließlich eine bahnbrechende Idee: In Erinnerung an den Unterricht erklärte sie, ich müßte das Buch fühlen, wenn es sich in der Nähe befand. Dafür würde es nur notwendig sein, meine Gefühle zu sensibilisieren. Das war typisch meine Simone. Wenn ich ratlos dastand, hatte sie die richtige Idee. Das war einer der Gründe, warum ich sie liebte. Schon damals, als mich dieser Terrorist - Markus, oder wie der hieß - fast umbringen wollte, hatte mich eine ihrer brillanten Ideen gerettet. Aber es gab auch noch andere Gründe, um sie zu lieben...
Doch zurück zum Buch: Ich konzentrierte mich also, Simone baute eine umfassende magische Verbindung zu mir auf und konzentrierte sich auch auf meine Gefühle. So erreichten wir eine extreme Feinfühligkeit. Wir spürten, daß das Buch im Haus sein mußte und gingen daher ganz langsam, noch immer voll konzentriert, durch dieses Haus. Als das Gefühl stärker wurde, gingen wir in der gleichen Richtung weiter und landeten schließlich vor der Schlafzimmertür. Nach einem kurzen Gedankenwechsel gingen wir ins Zimmer und spürten das Buch ganz deutlich hinter einem Bild an der Wand. Dort mußte ein Safe versteckt sein, den auch Simone noch nicht kannte. Durch höchste Konzentration konnten wir die Kombination des Schlosses finden - gottseidank ein Schloß alter Bauart, denn die konnte man noch halbwegs gut knacken - und öffneten den Safe. Die meisten dort aufbewahrten Papiere waren uninteressant und wir wollten auch nicht in den Neuhauser'schen Privatangelegenheiten stöbern, aber das Buch gehörte mir und war daher höchst interessant. Wir konnten endlich die Konzentration lösen. Das Buch war unbeschädigt und daher schlossen wir den Safe und nahmen mein Buch mit.
Als wir aus dem Haus gingen, fühlten wir uns deutlich erleichtert. Es war, als ob uns wortwörtlich ein Stein vom Herzen gefallen war und so schwebten wir mit der Kraft unserer Magie in Erleichterung und Liebe versunken über die Stadt davon...

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© Robert Kaiser, 1997