Arthur Braun II: Welten
4.: Die unheimlichen Fälle
Scully sah mich fragend an: "Mulder, wie meinen Sie das?"
War ich zu weit gegangen? Wenn ich jetzt einen Fehler machte, lief ich Gefahr, auch die Freundschaft zu verletzen oder gar zu zerstören, die sich durch jahrelange Zusammenarbeit gebildet hatte.
"Was meinen Sie mit 'Als Liebespaar würden wir nicht auffallen'?"
Ich wußte plötzlich, was Agent Scully meinte. Ich hatte jetzt auch Mulders Wissen und Gedanken unter Kontrolle... Nein, eigentlich WAR ich FBI-Agent Mulder! "In diesem Lokal, diesem 'Dark Roses', müßten wir Henry Black finden und eine Zeit lang beobachten können. Wenn wir dort FBI-like im Anzug einmarschieren, fallen wir aber sofort auf. Wenn aber wir, ein Mann und eine Frau, dort in 'normaler' Zivilbekleidung herumsitzen und beobachten, wirkt auch das eigenartig und fällt auf. Nur als Liebespaar kann man dort unauffällig bleiben - und den einen oder anderen Blick auf die restlichen Gäste werfen. Aber es ist auch für uns eine schwierige Aufgabe: Es ist ein großer Unterschied, ob wir als berufliche Partner oder als - wenn auch nur scheinbares - Liebespaar miteinander fortgehen."
Ich wußte genau, wovon ich sprach, und ich wußte ebenfalls, wie gefährlich dieser Plan war. Aber es mußte so sein. Ich mußte es irgendwie schaffen, daß wir die Angst, dem anderen näher zu kommen, abbauen konnten. Natürlich hätte es andere Wege gegeben, Henry Black zu beschatten. Aber es hätte im Dienst kaum andere Möglichkeiten gegeben, um jene Angst zu überwinden. Und außerhalb des Dienstes wären Annäherungen einfach zu stark aufgefallen.
"Ich verstehe, was Sie meinen, Mulder. Ich zweifle nur, daß Ihr Plan funktioniert. Was tun wir, wenn wir trotzdem auffallen?"
"Mir sagt mein Gefühl, daß es funktioniert."
"Ihr Gefühl, ja? Daß Mrs. White verschwunden ist, ist nicht nur ein Gefühl. Und daß dieser Black etwas damit zu tun hat, ist auch erwiesen. Arbeiten Sie mit Ihrem Verstand, der hat Sie noch selten enttäuscht - Ihre Gefühle aber schon öfter."
"Ja, Scully, aber auch Sie haben schon einige Entscheidungen nur nach Ihrem Gefühl getroffen, oder?" Ich sah förmlich, wie sie einen innerlichen Kampf zwischen Emotionen und Verstand führte. Diesen Gesichtsausdruck kannte ich in- und auswendig. Sie wirkte nachdenklich, zweifelhaft, unsicher, fragend, gefühlvoll, es war irgendwie ein typischer Scully-Blick. Faszinierend.
"Sie haben recht, Mulder. Ich hoffe nur, daß Ihr Vorhaben wirklich funktioniert."
Arm in Arm und in Jeans betraten wir das Lokal. Wir nahmen an einem Tisch Platz, der die Möglichkeit bot, das ganze Lokal zu überblicken. Wenn ich ihre Hand hielt, spürte ich irgendwie Scullys Unsicherheit, trotzdem (oder gerade deshalb?) hielt sie mich fest, als wollte sie mich nie mehr loslassen. Wenn ich in ihre Augen sah, konnte ich ein Verlangen sehen beziehungsweise fühlen, das nicht nur gespielt, aber gerade daher etwas blockiert schien.
Plötzlich meinte sie: "Ist das Black?" Ein kurzer Blick genügte. "Ja, das ist er. Mal sehen, was er vor hat." Er setzte sich an einen Tisch, der in einer Nische lag und starrte nur den Sitz auf der anderen Seite des Tisches an. Scully und ich sahen uns fragend an, warfen wieder einen Blick zu Black und schüttelten entgeistert den Kopf. "Mrs. White!" brachte Scully fast sprachlos über die Lippen. Gebannt starrten wir zu jener Frau, die aus dem Nichts aufgetaucht schien.
Plötzlich fiel Mrs. Whites Blick auf uns. Wir sahen uns kurz an und ich entschied sofort: "Sie könnte uns erkennen. Ein Kuß!" Was eigentlich ein Ausweg in letzter Not war und mit einem Schein-Kuß begann, entpuppte sich allerdings als der lang erwartete Durchbruch der "Schallmauer": Nachdem unsere Lippen einander sanft berührt hatten, brach unsere Leidenschaft durch, die Barrieren hielten nicht mehr, und der Kuß wurde nicht nur gespielt, sondern wahrhaft leidenschaftlich.
Ein paar Augenblicke später sahen wir uns verstört, aber auch irgendwie sehr glücklich an: Das Eis war gebrochen. Was wir lange im Stillen gehofft, aber nicht für möglich gehalten hatten, war eingetreten, und wir konnten es noch kaum fassen.
Da bemerkten wir erst, daß jemand neben uns stand. "Scully & Mulder vom FBI, schön Sie zu sehen. Wieder einmal beim Nachforschen oder doch ganz privat unterwegs?" "Naja..." "Ich weiß, für mich hat das jetzt nach beidem ausgesehen. Wundern Sie sich nicht, wenn ich nach Belieben auftauche und verschwinde. Meinen sogenannten 'übersinnlichen', eigentlich magischen Kräften haben Sie ja sicher schon nachgeforscht. Nachdem ich meine Lebensaufgabe erfüllt gesehen hatte, habe ich mich mit Hilfe dieser Kräfte von der Erde zurückgezogen. Ich besuche nur hie und da noch Mr Black, meinen besten und einzigen wirklichen Freund."
Das Metraversum. Meine, Arthur Brauns Gedanken kamen langsam wieder auf, als Mrs. White wieder verschwand. Sie war also ins Metraversum übergetreten. "Schließen wir die Akte", meinte ich zu Scully, als wir aus dem Lokal gingen. Wir hatten beschlossen, den Rest des Abends bei ihr zu verbringen, und es sollte einer unserer schönsten Abende werden. Wir hatten uns sehr viel zu sagen, jetzt wo die Barrieren aus dem Weg geschafft waren.
Meine "alten", Arthur Braun-eigenen Gedanken gewannen immer stärker die Oberhand und plötzlich mußte ich im Vergleich mit Scully und Mulder an mein Verhältnis zu Simone und frühere Erlebnissen damit denken.
War ich zu weit gegangen? Wenn ich jetzt einen Fehler machte, lief ich Gefahr, auch die Freundschaft zu verletzen oder gar zu zerstören, die sich durch jahrelange Zusammenarbeit gebildet hatte.
"Was meinen Sie mit 'Als Liebespaar würden wir nicht auffallen'?"
Ich wußte plötzlich, was Agent Scully meinte. Ich hatte jetzt auch Mulders Wissen und Gedanken unter Kontrolle... Nein, eigentlich WAR ich FBI-Agent Mulder! "In diesem Lokal, diesem 'Dark Roses', müßten wir Henry Black finden und eine Zeit lang beobachten können. Wenn wir dort FBI-like im Anzug einmarschieren, fallen wir aber sofort auf. Wenn aber wir, ein Mann und eine Frau, dort in 'normaler' Zivilbekleidung herumsitzen und beobachten, wirkt auch das eigenartig und fällt auf. Nur als Liebespaar kann man dort unauffällig bleiben - und den einen oder anderen Blick auf die restlichen Gäste werfen. Aber es ist auch für uns eine schwierige Aufgabe: Es ist ein großer Unterschied, ob wir als berufliche Partner oder als - wenn auch nur scheinbares - Liebespaar miteinander fortgehen."
Ich wußte genau, wovon ich sprach, und ich wußte ebenfalls, wie gefährlich dieser Plan war. Aber es mußte so sein. Ich mußte es irgendwie schaffen, daß wir die Angst, dem anderen näher zu kommen, abbauen konnten. Natürlich hätte es andere Wege gegeben, Henry Black zu beschatten. Aber es hätte im Dienst kaum andere Möglichkeiten gegeben, um jene Angst zu überwinden. Und außerhalb des Dienstes wären Annäherungen einfach zu stark aufgefallen.
"Ich verstehe, was Sie meinen, Mulder. Ich zweifle nur, daß Ihr Plan funktioniert. Was tun wir, wenn wir trotzdem auffallen?"
"Mir sagt mein Gefühl, daß es funktioniert."
"Ihr Gefühl, ja? Daß Mrs. White verschwunden ist, ist nicht nur ein Gefühl. Und daß dieser Black etwas damit zu tun hat, ist auch erwiesen. Arbeiten Sie mit Ihrem Verstand, der hat Sie noch selten enttäuscht - Ihre Gefühle aber schon öfter."
"Ja, Scully, aber auch Sie haben schon einige Entscheidungen nur nach Ihrem Gefühl getroffen, oder?" Ich sah förmlich, wie sie einen innerlichen Kampf zwischen Emotionen und Verstand führte. Diesen Gesichtsausdruck kannte ich in- und auswendig. Sie wirkte nachdenklich, zweifelhaft, unsicher, fragend, gefühlvoll, es war irgendwie ein typischer Scully-Blick. Faszinierend.
"Sie haben recht, Mulder. Ich hoffe nur, daß Ihr Vorhaben wirklich funktioniert."
Arm in Arm und in Jeans betraten wir das Lokal. Wir nahmen an einem Tisch Platz, der die Möglichkeit bot, das ganze Lokal zu überblicken. Wenn ich ihre Hand hielt, spürte ich irgendwie Scullys Unsicherheit, trotzdem (oder gerade deshalb?) hielt sie mich fest, als wollte sie mich nie mehr loslassen. Wenn ich in ihre Augen sah, konnte ich ein Verlangen sehen beziehungsweise fühlen, das nicht nur gespielt, aber gerade daher etwas blockiert schien.
Plötzlich meinte sie: "Ist das Black?" Ein kurzer Blick genügte. "Ja, das ist er. Mal sehen, was er vor hat." Er setzte sich an einen Tisch, der in einer Nische lag und starrte nur den Sitz auf der anderen Seite des Tisches an. Scully und ich sahen uns fragend an, warfen wieder einen Blick zu Black und schüttelten entgeistert den Kopf. "Mrs. White!" brachte Scully fast sprachlos über die Lippen. Gebannt starrten wir zu jener Frau, die aus dem Nichts aufgetaucht schien.
Plötzlich fiel Mrs. Whites Blick auf uns. Wir sahen uns kurz an und ich entschied sofort: "Sie könnte uns erkennen. Ein Kuß!" Was eigentlich ein Ausweg in letzter Not war und mit einem Schein-Kuß begann, entpuppte sich allerdings als der lang erwartete Durchbruch der "Schallmauer": Nachdem unsere Lippen einander sanft berührt hatten, brach unsere Leidenschaft durch, die Barrieren hielten nicht mehr, und der Kuß wurde nicht nur gespielt, sondern wahrhaft leidenschaftlich.
Ein paar Augenblicke später sahen wir uns verstört, aber auch irgendwie sehr glücklich an: Das Eis war gebrochen. Was wir lange im Stillen gehofft, aber nicht für möglich gehalten hatten, war eingetreten, und wir konnten es noch kaum fassen.
Da bemerkten wir erst, daß jemand neben uns stand. "Scully & Mulder vom FBI, schön Sie zu sehen. Wieder einmal beim Nachforschen oder doch ganz privat unterwegs?" "Naja..." "Ich weiß, für mich hat das jetzt nach beidem ausgesehen. Wundern Sie sich nicht, wenn ich nach Belieben auftauche und verschwinde. Meinen sogenannten 'übersinnlichen', eigentlich magischen Kräften haben Sie ja sicher schon nachgeforscht. Nachdem ich meine Lebensaufgabe erfüllt gesehen hatte, habe ich mich mit Hilfe dieser Kräfte von der Erde zurückgezogen. Ich besuche nur hie und da noch Mr Black, meinen besten und einzigen wirklichen Freund."
Das Metraversum. Meine, Arthur Brauns Gedanken kamen langsam wieder auf, als Mrs. White wieder verschwand. Sie war also ins Metraversum übergetreten. "Schließen wir die Akte", meinte ich zu Scully, als wir aus dem Lokal gingen. Wir hatten beschlossen, den Rest des Abends bei ihr zu verbringen, und es sollte einer unserer schönsten Abende werden. Wir hatten uns sehr viel zu sagen, jetzt wo die Barrieren aus dem Weg geschafft waren.
Meine "alten", Arthur Braun-eigenen Gedanken gewannen immer stärker die Oberhand und plötzlich mußte ich im Vergleich mit Scully und Mulder an mein Verhältnis zu Simone und frühere Erlebnissen damit denken.
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© Robert Kaiser, 2001