Arthur Braun II: Welten

10.: Where No Men Have Met Before

Tuvok stand ganz verstört da. "Was ist mit Ihnen los?" "Captain, ich habe das Kind schon wieder gesehen. Ich versuchte es festzuhalten, aber es rutschte wieder ab." "Tuvok, sie begleiten mich jetzt in die Krankenstation." Dort schlug der Vulkanier schlußendlich eine Gedankenverschmelzung mit Cptn. Janeway vor, was der Doktor nur widerwillig gewährte. Tuvok legte seine Finger in bewährter vulkanischer Manier auf Janeways Gesicht, diese schloß ebenfalls ihre Augen. Als sich Tuvok zur Verschmelzung konzentrierte, änderte sich plötzlich auch mein Umfeld. Und ich sah Tuvok und Janeway wieder, die mich jetzt auch zu bemerken schienen. "Arthur Braun! Was machen Sie auf der..." - Janeway blickte um sich - "...äh, Excelsior?" "Captain Kathryn Janeway von der Voyager, ich möchte Sie zuerst grüßen. Ich weiß auch nicht ganz, warum ich hier bin... Woher kennen Sie mich überhaupt?" "Ihr Vater hat mir schon von Ihnen erzählt, und aus unserer historischen Datenbank war es leicht, ein Foto zu finden..." "Und warum wir alle hier sind, sollte doch Tuvok am besten wissen, oder?" "Ja, Captain. Dies hier ist meine erste Sternenflotten-Karriere." "Die erste?" "Ja, es ist eine lange Geschichte, aber ich beendete diese Karriere nach einigen Fehlern und Problemen mit den Menschen, aber ich begriff erst später, daß es logischer war, die Karriere doch fortzusetzen und kam dann unter ihr Kommando." "Und damals, Tuvok, dienten Sie auf der Excelsior unter..." "Captain Sulu!" Der Captain kam gerade auf Tuvok zu und konnte anscheinend weder mich noch Janeway sehen. "Fähnrich Tuvok, ich möchte morgen den Bericht Ihrer Untersuchungen sehen. Und ein Vulkanier hat mich noch nie enttäuscht - außer wenn es um Humor ging." "Jawohl, Sir." Tuvok konnte diesen Hinweis nicht verstehen. Schließlich war er selbst Vulkanier, wie der angedeutete Spock, mit dem Sulu auf der Enterprise einige Zeit gedient hatte. "Wo ist die Enterprise eigentlich jetzt?" fragte ich Tuvok. "Wir sind gerade am Weg dorthin, ich hatte eine heftige Diskussion mit Sulu darüber, daß er sich über Sternenflotten-Orders hinwegsetzte, um Kirk und der Enterprise zu Hilfe zu eilen." Janeway war erstaunt. "Ein Fähnrich, frisch von der Akademie, streitet mit dem Captain? Und noch dazu mit einem 'alten Hasen' wie Sulu?" "Seine Entscheidung war unlogisch", antwortete Tuvok. Ich mußte grinsen. Die Logik und vielmehr die Unlogik der Welt, das war immer ein heikles Diskussionsthema mit Vulkaniern. Wenn ich da nur an die unzähligen Diskussionen zwischen Spock und Dr. "Pille" McCoy dachte...
Wir waren am Weg zur Brücke. Janeway kam das alles wie ein Museum vor, ich fühlte mich eher in die TV-Zukunft versetzt. Apropos TV: War das Geschehen rund um mich jetzt Wirklichkeit? Oder war ich einfach so in eine TV-Serie "hineingefallen"?
"Captain!" unterbrach Tuvok meine Gedanken und Janeways Bewunderung der "Museumsgegenstände" auf der Brücke. "Tuvok, das ist doch der gleiche Nebel, den wir auf der Voyager gesehen haben! Das gibt's doch nicht, wir sind hier im Alpha- und nicht im Delta-Quadranten, auf der anderen Seite der Galaxie! Tuvok!" Der Vulkanier stand wieder wie versteinert da. Mir war, als würde ich Chakotay und den Doktor von der Voyager her hören, die etwas von einem Virus, von Gehirnmustern und einem Brechen der Verschmelzung sprachen...
Und im nächsten Augenblick standen wir wieder auf der Krankenstation. Der Doktor hatte irgendwie das Problem gelöst. Er war ja doch der coolste Doktor im Weltraum - obwohl er nur ein Hologramm und damit ein Computerprogramm war - "aber ein Sternenflotten-Hologramm", würde er sofort hinzufügen. Höchstens Dr. Bashir von Deep Space Nine konnte ihm das Wasser reichen - Dr. "Pille" McCoy von der "alten", originalen Enterprise natürlich ausgenommen. Die Legende, die sich mit dem Satz "Er ist tot, Jim" in allen Gehirnen festgesetzt hatte, konnte man mit keinem anderen Doc vergleichen...
Aber meine Gedanken kamen sofort zurück zu Bashir und Deep Space Nine. Diese Station hatte irgendwie einen besonderen Reiz. Schon alleine Odo, der Formwandler aus dem Gamma-Quadranten, war eine besondere Figur. Sein trockener, meist unbeabsichtigter Humor erinnerte ein Wenig an Data, den holografischen Doktor der Voyager oder an Seven Of Nine, die de-assimilierte Borg.
Naja, und das Lokal, betreut von einem ständigen Ziel der Untersuchungen Odos, das Quark's, hatte sowieso ein eigenes Flair. Dort müßte ich auch mal hinschauen, dachte ich. Im nächsten Moment ging ich dort schon zur Theke und hörte mich ein Glas Whiskey bestellen. "Sie sind nicht von hier, stimmt's?" Quark hatte mit seiner Scharfsinnigkeit und seinem Spürsinn wieder mal Recht. "Nach Sternenflottenrichtlinien darf ich hier keinen Alkohol ausschenken. Synthohol gibt's dafür genug..." "Ah, ja..." "Sie wirken damit nicht sehr zufrieden. Aber bei einer guten Bezahlung kann ich mir ein Geschäft vorstellen..." "Was wären Sie, Quark, wenn Sie keine profitablen Geschäfte machen könnten?" "Sicher nicht er selbst, wahrscheinlich nicht einmal ein Ferengi", meinte eine weibliche Stimme neben mir. Ich drehte mich um und meinte grinsend "Hallo, kennen wir uns?" Natürlich kannte ich Dax. Ich hatte Jadzia ja öfters im Fernsehen gesehen. Und hätte ich nicht meine Simone, so würde ich Jadzia Dax sicher als anziehend empfinden - Doch sie war ja auch schon mit Worf verheiratet (oder wie immer das auf Klingonisch heißt)...
Ja, Arthur, ich hab Sie schon ein paar Mal getroffen." "Freut mich, alter Mann, obwohl diese Treffen, die bei Ihnen schon vergangen sind, noch in meiner Zukunft liegen." "Ich weiß, sie haben mir schon vor einiger Zeit von diesem heutigen Treffen erzählt..." "Wo war das?" "Ich denke, auf der Enterprise." "Auf welcher Enterprise? Der NCC-1701-D oder der neuen -E?" "Auf keiner von beiden. Es war auf der alten, originalen, ersten. Jener, die von Captain Kirk geführt wurde." "Ach ja? Sie waren schon damals dort?" "Nicht direkt... Ein Teil der DS9-Crew kam über Umwege und Zeitsprünge zur legendären Begegnung mit den Tribbles..." "Ja, von dieser Geschichte hab' ich gehört." "...das war ganz interessant. Wenn ich diesem Spock nur schon früher begegnet wäre..." "Eine faszinierende Person, ja." Jadzia grinste. "Treffender könnte man das kaum ausdrücken." "Was war das eigentlich für ein Gefühl, auf der alten Enterprise zu stehen?" "Naja, stellen Sie sich mal vor, Sie würden plötzlich in einer Zeit sein, die für Sie 50 bis 100 Jahre zurückliegt..."
Von diesem Satz angeregt, mußte ich an die Zeit der Jahrtausendwende denken, in der sogar unsere jetzige Zeit wie reine Zukunftsmusik geklungen haben muß...

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© Robert Kaiser, 2001